Дата: Среда, 18 Февраля 2015, 01.54.46 | Сообщение # 1
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15. 3. 1941 (Limburg)4 Wir führen von jetzt ab die Bezeichnung Dulag 203 = Durchgangslager5. Wir kommen in die Gegend von Schubin bei Bromberg in den Bereich des XXI W. K.6. Anscheinend werden wir aber dort nicht lange bleiben, sondern sehr bald wieder weiter verlegt werden. Nach dem schönen Polen haben wir uns nun gerade nicht sehr gesehnt. Aber die Hauptsache bleibt doch, daß mein Stalag erhalten bleibt und nicht etwa in Deutschland eingesetzt wird oder gar einem bestehenden Lager in Deutschland zur Verstärkung zugeteilt wird. 30. 3. 1941 (Grünhagen bei Schubin) Um 11 traf ich in Grunhagen in meinem Quartier beim Bauern Ziemke Haus No. 6 ein. Sauberes großes Zimmer, Petroleumlampe, [...] Mein Bauer ist ein Deutscher, Die gesamte polnische Intelligenz der Gegend, ja des Landes, soll erschossen sein7, aber niemand aus Grunhagen.
4 Die Ortsangaben sind in der Vorlage nicht enthalten, sondern der „Anlage No. 2: Meine Quartiere im Kriege“ entnommen, die Gutschmidt seinem Kriegstagebuch hinzugefügt hat. Vgl. BA-MA, MSg 1/257. 5 Der Befehl zur Umbenennung des Front-Mannschaftsstammlagers (Stalag) 203, das tm August 1940 in Goslar formten worden war, wurde am 14.3. 1941 ausgegeben. Vgl. BA-MA, RH 49/9, Stammtafel Dulag 203. 6 Der Wehrkreis XXI wurde am 5.9. 1939 als Kommandostab z. b. V. 25 in Potsdam eingerichtet und bereits fünf Tage später nach Posen verlegt, wo er als neuer Wehrkreis im Reichsgau Wartheland fungierte. Vgl. Georg Tessin, Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen- SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, hrsg. vom Bundesarchiv-Militärarchiv mit Unterstützung des Arbeitskreises für Wehrforschung, Frankfurt a. M. o. J., Bd. 4, S. 154 ff. 7. SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich hatte schon am 7.9.1939 den Befehl gegeben, daß „die führende Bevölkerungsschicht in Polen [...] so gut wie möglich unschädlich gemacht werden" solle,
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3.4. 1941 (Grünhagen) Wie mir heute ein Herr beim General8 erzählte, werden wir Dulags je einer Division zugeteilt und gehen mit gegen Rußland9. Es soll losgehen, sobald der japanische Ministerpräsident wieder in der Heimat angelangt ist10. Ob das richtig ist, kann ich nicht beurteilen. Dienstlich wurde mir natürlich nichts gesagt. 25. 4. 1941 (Grünhagen) Heute früh scheint seit langer Zeit wieder mal die Sonne. Wir scheinen noch lange hier zu bleiben und sind offenbar hier mit einer großen Armee gegen Rußland bereit gestellt. Der japanische Vertrag scheint also doch nicht so ganz nach unseren Wünschen ausgefallen zu sein. 5. 5. 1941 (Grünhagen) Zum Photographieren komme ich hier gar nicht. Es gibt nichts Interessantes. 12.5. 1941 (Grünhagen) Nachmittags] fuhren wir alle im Lastauto nach Schubin, um an einer Kundgebung für den Gauleiter Greiser11 teilzunehmen. Ich hatte auch einige Mannschaften dahin beurlaubt, Der ganze Kreis war erschienen, eine riesige Tribüne war erbaut, Musik pp. Der ganze Ort war mit Flaggenmasten versehen. Greiser sprach 3/4 Stunden lang. Die Polen sollen in Zukunft nur noch Knechte sein. Die Deutschen sind hier die Herren11. Hinterher tranken wir im Preußenhof ein Glas Bier und aßen eine vorzügliche Bockwurst.
in: Die faschistische Okkupationspolitik in Polen (1939-1945), hrsg. von Werner Rohr u. a., Berlin (Ost) 1989, S. 113. Aufgrund der deutschen Herrschaft verloren etwa 4145000 Polen ihr Leben, die Gesamtverluste Polens während des Zweiten Weltkriegs werden auf 6090000 Menschen geschätzt. Vgl, Tadeusz Piotrowski, Poland’s Holocaust. Ethnie Strife, Collaboration with Occupying Forces and Genocide in the Second Republic, 1918-1947, Jefferson/N, C. 1998, S. 305. 8. Hugo Schäfer (1879-1945), 1900 österreichischer Leutnant, 1935 Feldmarschalieutnant a. D., 1939 Generalmajor z. V,, 1941 Generalleutnant z. V., Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis XXI. 9. Zur Entscheidung Hitlers zum Angriff auf die Sowjetunion vgl, Andreas Hillgruber, Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940-1941, München 1982. 10. Der japanische Außenminister Yosuke Matsuoka war am 16. 3, 1941 zu einer Europareise aufgebrochen, um das komplizierte Dreiecksverhältnis Japan-Sowjetunion-Deutschland zu klaren. Als er am 27.3. mit Hitler in Berlin zusammentraf, wurde er nicht in das bevorstehende Unternehmen „Barbarossa“ eingeweiht, Hitler sprach nur kurz vom „Eventualfall" eines Verteidigungskriegs gegen die Sowjetunion, während der deutsche Reichsaußenminister von Ribbentrop zwei Tage später die Möglichkeit eines solchen Krieges immerhin als gegeben hinstelke. Japan wollte jedoch jeden Konflikt mit der Sowjetunion vermeiden, um Rückenfreiheit für eine Offensive nach Südostasien zu gewinnen; auf seiner Rückreise hielt sich Matsuoka vom 7.-13,4. in Moskau auf, wo er am 13.4. ein japanisch-sowjetisches Neutralitätsabkommen Unterzeichnete, Vgl. Michael Libal, Japans Weg in den Krieg. Die Außenpolitik der Kabinette Konoye 1940/1941, Düsseldorf 1971, S. 101 ff.; Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler. Vertrauliche Aufzeichnungen über Unterredungen mit Vertretern des Auslandes 1939-1941, hrsg. und erläutert von Andreas Hillgruber, Frankfurt a. M. 1967, S. 502 ff. 11. Arthur Greiser (1897-1946), 1933-1939 stellvertretender Gauleiter des Gaues Danzig, 1939-1945 Gauleiter und Reichsstatthalter des Reichsgaues Wartheland, 12. Vgl. hierzu Martin Broszat, Nationalsozialistische Polenpolitik 1939-1945, Stuttgart 1961; Czeslaw Madajczyk, Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939-1945, Berlin (Ost) 1987.
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24. 5. 1941 (Otwock) Der Ort Otwock ist ein Luftkurort mit sehr vielen Villen. Er ist aber leider sehr stark überbelegt, und zwei Divisionen und große Fliegerverbände werden noch erwartet. Die Juden wohnen im Ghetto, Man sieht viel Kaftanjuden mit langen Barten. Juden und Polen bekommen sehr wenig zu essen. Als der Zug in Warschau hielt, kamen wohl an [die] Hundert Kinder und bettelten um Brot. Hier im ganzen Generalgouvernement sollen die Juden am Verhungern sein, und den Polen geht es nicht viel besser. Wie mir der Ortskommandant sagte, verlangen wir von Rußland die Freigabe der Ukraine und der Ostseeprovinzen und freien Durchmarsch dahin13. Es wird darüber eifrig verhandelt. Es kann ev[entuell] eine Revolution in Rußland geben. Wir brauchen die Ukraine und die Ostseeprovinzen, da in ganz Europa die Lebensmittel infolge der englisch-amerikanischen Blok- kade14 fehlen und wir fast alle Lander, sogar Italien und Spanien damit versorgen müssen. [...] Spätestens am 2. Juni [1941] soll die Entscheidung fallen, ob wir von Rußland freien Durchmarsch erhalten oder ob es Krieg gibt. Die Wege sollen ganz furchtbar sein, und wir müssen unser Gepäck sehr vermindern. Die Zahlmeister haben ganz unsinnige Mengen Gepäck bei sich und haben außerdem enorme Mengen ersparter oder organisierter Sachen wie Seife und Fleischkonserven angesammelt. 25. 5. 1941 (Otwock) Wir fuhren dann mit dem Auto durch das [Warschauer] Judenghetto, wo etwa 600000 Juden auf engstem Raum zusammengepfercht leben15. Das ganze Ghetto ist mit Barrieren abgeschlossen, und kein Jude darf ohne Polizeibegleitung das Ghetto verlassen. Man sieht dolle Gesichter darunter. Die älteren tragen Kaftan und lange Bärte. Die Juden haben eigene Verwaltung, den sog. Judenrat, eigene Polizei, einen jüdischen Bürgermeister, jüdi-
13. Die deutsch-sowjetischen Beziehungen boten damals Anlaß zu heftigen Spekulationen. In seiner Meldung aus dem Reich {Nr. 187) vom 19. 5. 1941 berichtete der SD, ein Teil der deutschen Bevölkerung glaube, „daß eine Auseinandersetzung mit Rußland unabwendbar sei“. Doch gebe es auch zahlreiche Gerüchte, In denen es heiße, „Deutschland habe mit Rußland einen Vertrag abgeschlossen, wonach die Ukraine zur Sicherung des Lebensmittelbedarfs auf 99 Jahre gepachtet sei“. Vgl. Meldungen aus dem Reich 1938-1945. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS, hrsg. und eingel. von Heinz Boberach, Bd. 7, Herrsching 1984, S. 2313. Ferner Bianka Pietrow, Stalinismus, Sicherheit, Offensive. Das Dritte Reich in der Konzeption der sowjetischen Außenpolitik 1933 bis 1941, Melsungen 1983, S. 234f. 14. Die am 3. 9. 1939 eröffnete britische Seeblockade gegen das Deutsche Reich war Teil eines umfassenden Wirtschaftskriegs, den das Ministry of Economic Warfare koordinierte. Dazu gehörte auch die Kontrolle von Handelsschiffen neutraler Staaten, Die USA, seit dem 5.9. 1939 neutral, begannen bald, ihre Ausfuhrsperre für Kriegsmaterial auf der Basis von „cash and carry“ zugunsten von Großbritannien und Frankreich zu lockern. Im November 1939 veröffentlichten sie eine Liste mit „Strategie“ und „critical materials“, die nicht an das Deutsche Reich, Japan und die UdSSR exportiert werden durften. Vgl. William N. Medlicotc, The Economic Blockade (History of the Second World War, United Kingdom Civil Series), 2 Bde., London 1952-1959. 15. Nachdem Warschau am 28. 9, 1939 kapituliert hatte, befahlen die deutschen Besatzer am 12.10. 1940 die Errichtung eines Ghettos, das im November mit einer Mauer abgeriegelt wurde. Offiziell waren dort im Mai 1941 442337 Menschen registriert. Vgl, Yisrael Gutman, The Jews of Warsaw, 1939-1943. Ghetto, Underground, Revolt, Brighton 1982, Zahl S. 63; Tomasz Szarota, Warschau unter dem Hakenkreuz. Leben und Alltag im besetzten Warschau 1.10. 1939-31.7. 1944, Paderborn 1985.
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sehe Pferdedroschken, die nur im Ghetto verkehren, sogar eigene jüdische Straßenbahnen und sogenannte Tretomobile. Das sind Dreiräder, die vorn eine gepolsterte Bank für 2 Personen haben und hinten den Fahrer, der auf seinem Fahrradsattel sitzt. Solche Tretomobile gibt es auch außerhalb des Ghettos in der Stadt. Sie haben sogar Taxameteruhren. Da das Ghetto so riesengroß ist, kann man es nicht von der Stadt abschließen. Es fahren daher Straßenbahnen und Autos durch das Ghetto. Aber niemand darf aussteigen, und die Juden dürfen diese Straßenbahnen nicht benutzen. Das Ghetto nimmt etwa 1/3 der ganzen Stadt ein. Die Juden sehen sehr verkommen aus, und doch sollen sehr viele von ihnen noch viel Geld haben. Es sind natürlich Rechtsanwälte und Arzte unter ihnen. An jedem der vielen Tore stehen 2 Polizisten und ein deutscher Feldgendarm. Innerhalb des Ghettos ist außerdem noch die Geheime Feldpolizei tätig16. Wir trafen bei der Durchfahrt einen jüdischen Leichenzug17. Der Tote lag auf einem sehr einfachen einspännigen Wagen und in einem offenen Wagen folgten 3 Judenjungen. Alle Juden tragen Armbinden mit dem Davidsstem in blauer Farbe. Auf einem Markt handelten Tausende. Ich machte vom Auto aus viele Aufnahmen. Sicher war das Ganze sehr interessant, aber unerfreulich. Viele junge Weiber hatten geschminkte Lippen, viele fuhren in Pferdedroschken oder Tretomobilen spazieren. 2.6. 1941 (Gora Pulawska) Die Polen lieben uns bestimmt nicht, aber den Russen noch viel weniger. 5. 6. 1941 (Gora Pulawska) Nachher kam mein Bursche mit der Nachricht, durch Radio sei bekanntgegeben [worden], daß der Kaiser gestern gestorben sei18. Er hat noch im Kriege viel Schweres erlebt. Zwei Enkel, darunter der älteste Sohn des Kronprinzen, sind gefallen19. [...] Ich habe dem Kaiser stets die Treue gehalten und werde sie ihm immer halten. 9. 6. 1941 (Gora Pulawska) Der Krieg gegen Rußland ist vollkommen vorbereitet. Wenn unsere Division 135 km vorgeht, so stehen wir dicht an der Grenze und können nur noch die Panzerdivisionen und die schnellen Truppen vor uns haben. Mitte der nächsten Woche, so um den 18. 6. herum, müßte es eigentlich losgehen. Bisher ist in keinem Bericht und in keiner Zeitung über Rußland gesprochen, noch viel weniger geschimpft worden20. Rußland liefert immer
16. Zu deren Einsatz vgl. Klaus Geßner, Geheime Feldpolizei, Zur Funktion und Organisation des geheimpolizeilichen Exekutivorgans der faschistischen Wehrmacht, Berlin (Ost) 1986. 17. Aufgrund der katastrophalen hygienischen Verhältnisse und des Hungers starben allein im Mai 1941 3821 Menschen im Warschauer Ghetto. Vgl, Gutman, Jews of Warsaw, S. 64. 18. Wilhelm II. (1859-1941), von 1888-1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen, starb am 4.6. 1941 in Haus Doorn, seinem niederländischen Exil. Vgl. LamarCecil, Wilhelm II, Vol. 2: Emperor and Exile, 1900-1941, Chapel Hill 1996, S, 337ff. Ferner: Der letzte Kaiser. Wilhelm II, im Exil. 19. Wilhelm, Prinz von Preußen (1906-1940), ältester Sohn des deutschen Kronprinzen, starb am 26.5.1940 in Nivelles als Oberleutnant d. R. im Infanterieregiment 1 an seinen Verwundungen, die er drei Tage zuvor erhalten hatte. Oskar, Prinz von Preußen (1915-1939), Sohn des Prinzen Oskar, fiel als Oberleutnant d. R. im Infanterieregiment 51 am 5,9. 1939 im Polenfeldzug. 20. Vgl, hierzu Wolfram Wette, Die propagandistische Begleitmusik zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, in: Ueberschär/Wette (Hrsg.), „Unternehmen Barbarossa“, S. 111-129.
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noch Getreide und Holz, wie es vertraglich abgemacht ist. Vormittags] war ich auf dem Büro und in der Küche. Ich ließ armen Kindern belegte Stullen geben. Wir haben ja zuviel. 13. 6. 1941 (Gora Pulawska) Ich hätte nicht geahnt, daß so unglaubliche Mengen von Verbänden und Formationen, Kolonnen pp. zu einer Division gehören. Ununterbrochen rollen Fahrzeuge über die nach Osten führenden Straßen. An allen schwierigen Stellen regeln Feldgendarme den Verkehr. 22. 6. 1941 (Wyszkow am Bug) Um 7 kam H.21 in mein Zimmer mit der Nachricht, daß der Krieg gegen Rußland heute früh 3,45 [Uhr] auf der ganzen Front von Finnland bis Rumänien begonnen hat22. Heute ist Sonntag. [...] Wir liegen im Augenblick des Beginns der Feindseligkeiten genau 40 km vor der russischen Grenze. Unsere Marschgruppe — 3 Wachbataillone und mein Dulag - sind zwischen 7 und 8 [Uhr] abgerückt. Ich selber fahre erst um 10 Uhr nach. Der Ort ist jetzt um 9 vollkommen leer. Ein eigenartiges Gefühl, so plötzlich ganz allein zu sein. 24. 6. 1941 (Zawisty) Ich bekomme in Zawisty ein sehr nettes Zimmer bei sehr sauberen und freundlichen Leuten. Beide Töchter sprechen etwas deutsch. Sie haben nur den einen Wunsch; Wir sollen die Russen vertreiben23. 25. 6. 1941 (Zawisty) Plötzlich rief ein Einwohner: Ruski!, und wir sahen drei russische Soldaten auf uns zukommen, die sofort in einem Kornfelde verschwanden. Wir liefen von beiden Seiten herum und als wir näher kamen, stellten sie sich mit erhobenen Händen auf. Es waren junge Leute, leidlich gekleidet. Wir nahmen sie mit ins Lager, gaben ihnen zu essen und dann baten sie um etwas Tabak. [...] Daß wir persönlich Gefangene gemacht haben, hat überall Erstaunen erweckt. 25.6. 1941 (Brarnk) Nachmittags fuhr ich mit 6 meiner Offiziere nach Bransk. Vor und hinter dem völlig zerschossenen Ort hegen russische Panzerwagen, völlig zerschossen und oft ausgebrannt, ln und unter den Panzern lagen noch mehrere tote Russen. An der Friedhofsmauer lagen 10 erschossene Zivilisten und auf dem Friedhof zwischen den Gräbern auch noch mehrere und zwei russische Soldaten. Da vor dem Friedhof zwei deutsche Gräber lagen, ist anzunehmen, daß vom Friedhof aus geschossen [worden] ist und daß dafür alle Leute, die auf dem Friedhof angetroffen wurden, erschossen [worden] sind. Da ein Sarg mit der Leiche eines Mannes noch an einem Grabe unbestattet stand, ist der Kampf also gerade während einer Beerdigung gewesen. 28. 6. 1941 (Bielsk) Ich fuhr sofort mit H. zum Lager und besichtigte es gründlich. Die Gefangenen besitzen höchstens einen Löffel und etwas Geld. Die 6 Offiziere sahen böse aus. Abzeichen haben
21. Oberleutnant Hans H. [*1896] war damals Adjutant Gutschmidts. 22. Genauer Angriffsbeginn war 3.15 Uhr morgens. 23. Zawisty lag im damaligen Generalgouvernement, ca. 120 km nordöstlich von Warschau.
Die Tragoedie der Gefangenschaft in Deutschland und der Sowjetunion 1941-1956, Koeln 1998 Christian Hartmann, Massensterben oder Massenvernichtung? Sowjetische Kriegsgefangene im Unternehmen Barbarossa. Aus dem Tagebuch eines deutschen Lagerkommandanten, in: VfZ 49 (2001), S. 971 http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2001_1_5_hartmann.pdf Будьте здоровы!
Сообщение отредактировал Nestor - Среда, 18 Февраля 2015, 04.17.06
Дата: Среда, 18 Февраля 2015, 02.39.14 | Сообщение # 2
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Gutschmidt hat also beinahe den ganzen Feldzug gegen die Sowjetunion mitgemacht. Daß er auch über Erfahrungen im Westen verfügte, macht die Sache noch interessanter. In der Sowjetunion selbst konnte er als Kommandant zweier Durchgangslager alle drei großen Sowjetrepubliken kennenlernen: zunächst Weißrußland und Rußland, seit September 1942 dann die Ukraine. Schauplatz der hier präsentierten Teile seines Tagebuchs sind die beiden ersten Gebiete, oder in der militärischen Terminologie: das Hinterland der Heeresgruppe Mitte, zunächst ihr rechter Flügel, das vergleichsweise frontnahe Gebiet im Rücken der 2. Armee. Ende November 1941 wurde Gutschmidt nach Smolensk versetzt, in das weiter hinten gelegene sogenannte Rückwärtige Heeresgebiet55, wo er eigentlich das Dulag 231 übernehmen sollte. Wegen der unklaren militärischen Lage - das neue Lager war noch in Wjasma und sollte erst später nach Smolensk zurückgezogen werden - entschieden Gutschmidts Vorgesetzte, er habe mit seiner Mannschaft vorerst im Dulag 126 „ auszuhelfen “56. Tatsächlich aber organisierten sie die Verteidigung von Smolensk, das während der Winterkrise in die Hände der Roten Armee zu fallen drohte. In diesen Wintermonaten hat Gutschmidt also das Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen nicht als Kommandant eines Lagers erlebt - vielleicht ein Grund dafür, daß in seinem Tagebuch während dieser Zeit andere Themen im Vordergrund stehen, während es von den grauenhaften Ereignissen in den Lagern nur Momentaufnahmen preisgibt. Erst am 29./30. April 1942 übernahm Gutschmidt sein neues Lager, das in Wjasma geblieben war57. Versucht man den Weg Gutschmidts als Kommandant dieser beiden Durchgangslager (203 und 231) für die Zeit von Juni 1941 bis Februar 1944 auf der Karte zu verfolgen, so lauten die wichtigsten Stationen: Bielsk, Minsk, Sluzk, Orscha, Kritschew, Smolensk (1941/42), Wjasma, Millerowo, Woltschansk (1943), Poltawa, Krementschug, Charkow, Kirowograd (1943/44), Perwomaisk58. Schon diese Namen verdeutlichen, daß es immer wieder die Brennpunkte des militärischen Geschehens waren, an denen er eingesetzt war. Wenn darüber hinaus vor kurzem festgestellt wurde, Weißrußland sei „ein Zentrum“ des „Massenmords“ an den sowjetischen Kriegsgefangenen gewesen59, dann unterstreicht auch das die Bedeutung, die gerade diesen Lagern und damit auch diesem Bericht zukommt. Noch ein weiterer biographischer Aspekt verdient Beachtung: Schon zu Beginn des Ostfeldzugs war Gutschmidt, der im Oktober 1941 seinen 65. Geburtstag feierte,
55. Zum folgenden vgl. BA-MA, MSg 1/257, Einträge ab 28.11. 1941 ff. 56. Ebenda, Eintrag vom 4.12.1941. Auch in den Tätigkeitsberichten von Februar bis April 1942 des Quartiermeisters des Befehlshabers Rückwärtiges Gebiet Mitte (BA-MA, RH 22/248) ist vermerkt, daß das Dulag 231 (Smolensk) „nicht für Kriegsgefangenenzwecke eingesetzt“ würde. 57. BA-MA, MSg 1/257, Einträge vom 29. und 30,4. 1942. 58. Berücksichtigt sind hier nur die wichtigsten und bekanntesten Stationen. Vgl. auch ebenda, Anlage No, 2: „Meine Quartiere im Kriege“. 59. So Gerlach, Kalkulierte Morde, S, 857. Будьте здоровы!
Сообщение отредактировал Nestor - Среда, 18 Февраля 2015, 02.41.20